Die erste Woche

In der ersten Woche ging es Schlag auf Schlag.

Mittwoch, 3. Mai 2006: Abholung der Hardware und Aufbau. Start der Wassererzeugung mit der Osmoseanlage. Leider wohnen wir im Landeswasserbezirk, auf der anderen Neckarseite (beispielsweise Esslingen-Berkheim) gibt es Bodenseewasser, das eventuell ohne Aufbereitung verwendet werden hätte können (nachdem wir aber Landeswasser haben, habe ich über die unaufbereitete Verwendung von Bodenseewasser nicht weiter recherchiert, also Vorsicht!). Die Erzeugung von 150 Litern Wasser hätte bei dem lausigen Wasserdruck von 4 bar einige Tage benötigt. Sehr frustrierend…

Donnerstag, 4. Mai 2006: Erster Besuch bei All-Marine hier ums Eck. Echt praktisch, da kann ich praktisch hinlaufen. Zumindest dauert Parkplatzsuchen genau so lange wie die paar hundert Meter hinfahren. Gerd von All-Marine gab mir mit der Frage, warum ich von Null anfangen will, direkt mal 150 Liter eingelaufenes Wasser mit. Wohlgemerkt: Eingelaufenes Wasser aus seinem System, an dem alle Becken dran hängen. Super, so sparen wir uns hoffentlich viel der nervigen und zeitaufwändigen Einlaufzeit. Zusätzlich habe ich 10kg Livesand mitgenommen. Wasser, Livesand, ein paar Handvoll Livesand von Steffen und einige Handvoll Urlaubsmitbringelsand von überall auf der Welt (Mittelmeer, Atlantik, Karibik, Pazifik) ins Becken eingebracht. Die Lampe auf’s Becken gelegt (Wandhalterung ist bestellt, Deckenhalterung geht aufgrund der Deckenhöhe und der Holzdecke nicht) und in Betrieb genommen. Schlammfilter und Strömungspumpe in Betrieb genommen. Die Caulerpa-Algen im Schlammfilter sahen ziemlich final aus, immerhin standen das Becken und der Schlammfilter eine knappe Woche bevor alles wieder in Betrieb genommen wurde. Zuerst wollte ich es aber mit diesen Algen nochmal probieren, vor allem weil kein Ersatz zur Verfügung stand. Das Becken sah nun erst einmal ziemlich trüb aus, auch am nächsten Morgen war kein großer Unterschied zu sehen. Sicht zuerst ~2cm, morgens dann 5-10cm. Da ist die Sicht an Sommerwochenenden im Streitköpflesee in Linkenheim sogar besser – und das will was heissen! :-)

Freitag, 5. Mai 2006: Beim All-Marine nochmal 5kg Livesand geholt. Die Sicht im Becken war nachmittags schon etwas besser, aber durch die Einbringung des Sands war gleich wieder Schicht im Schacht. ;-)

Sonntag, 7. Mai 2006: Juchu, nach 1 1/2 Tagen Abwesenheit (waren über’s Wochenende in Bad Homburg beim Geburtstag feiern) ist das Wasser glasklar. Somit steht, die Wasserwerte sollten natuerlich ok sein, dem Lebendgestein nichts mehr im Wege.

Montag, 8. Mai 2006: Bei All-Marine 5kg Lebendgestein, einen Einsiedler, eine Schnecke und eine Weißbandputzergarnele (Lysmata amboinensis) geholt. An die Garnele hätte ich im Leben nicht zu denken gewagt, Gerd meinte aber, dass das zum Erstbesatz dazu gehört, vor allem bei diesen guten Wasserwerten (habe eine Wasserprobe mitgenommen in Ermangelung von eigenen Testmöglichkeiten (habe Wassertests zusammen mit der Lampenhalterung bestellt und leider noch keine Lieferung erhalten)). Die Steine lagen bei All-Marine schon einige Zeit im Becken und sind schön bewachsen. Eine Gorgonie, eine Lederkoralle, Xenien (sieht zumindest so aus) und einige Caulerpa-Algen. Dazu zig Glasrosen, mindestens ein Dutzend. Sehen schick aus, trotzdem müssen sie weg. Dazu aber gleich mehr. Durch die Baumassnahmen im Becken ist die Sicht natürlich wieder etwas schlechter geworden, aber den drei Tieren schien es trotzdem auf Anhieb gut gefallen zu haben. Die Garnele hielt sich aber solange das Licht an war im oberen Beckenbereich auf und kam erst in der Dunkelheit nach unten.

Dienstag, 9. Mai 2006: Heute nach Feierabend bin ich zu Flora-Zoo nach Filderstadt gefahren. Jens hat mir den Laden empfohlen. Wollte mich dort einfach mal umgucken und eventuell ein paar neue Caulerpa-Algen kaufen. Die Algen im Schlammfilter sahen von Tag zu Tag schlechter aus. Die haben die knappe Woche Standzeit nicht überstanden. Schade schade. Bei Flora gab es leider keine Algen, aber tolles totes Gestein, wovon ich 1,7kg totes Korallengestein und 2kg Lochgestein gekauft habe. Diese Steine sollen den Unterbau bilden. Vor allem das Korallengestein ist sehr luftig, perfekt also für den Unterbau. Außerdem habe ich 5 Einsiedler gekauft.

Mittwoch, 10. Mai 2006: Hätte ich ja eigentlich schon gestern erledigen können, naja, dann eben heute. Die Glasrosen machten mir dann doch zu schaffen, deswegen wollte ich direkt Massnahmen dagegen unternehmen. Eine Wunderwaffe sollen Wurdemannsgarnelen (Lysmata wurdemanni) sein. Teilweise wurde aber beobachtet, dass die Garnelen die Glasrosen links liegen lassen und lieber andere Dinge wie Fischfutter fressen. Ich dachte mir also, dass die Chance, dass Glasrosen von Wurdemannis getilgt werden, in einem Becken ohne regelmäßige Fütterung am größten ist. Habe beim Flora-Zoo also zwei Wurdemannis gekauft, ausserdem habe ich endlich neue Caulerpas bekommen. Wurdemannis ins Becken, die Caulerpas vom Flora und die Caulerpas auf den Lebendsteinen in den Schlammfilter, davor die alten toten Algen sauber entfernt. Bei All-Marine noch 2kg Lebendgestein und eine große Schnecke geholt. Abends ging es dann noch zu Steffen und wir haben viele viele tolle Korallenableger bekommen, die ich dann direkt mit Gummis auf den Steinen befestigt habe. Bekommen haben wir: Ein riesengroßes Keniabäumchen (Capnella imbricata), ein Stück Pilzlederkoralle (Sarcophyton glaucum), Xenien (Xenia umbellata), eine Buschkoralle (Pocillopora damicornis) und zwei grüne Krustenanemonen (Spezies Zoanthus), ausserdem haben wir ein paar kleine Schnecken bekommen. Die Ableger sahen zuerst ziemlich traurig aus. Dies hat sich aber nach der Einbringung sehr schnell geändert. Krass fand ich vor allem, wie Steffen die Ableger aus seinem Becken genommen hat. Rupfen, reissen, ziehen, zerren. Die Korallen scheinen mehr abzukönnen, als ich jemals gedacht hätte. Trotzdem fass ich beim Tauchen auch nach wie vor nix in den Riffen an. ;-)

Donnerstag, 11. Mai 2006: Alle Glasrosen sind weg!!! Ich glaub es kaum, nix mehr zu sehen von den Biestern auf den Lebendsteinen. Unfassbar. Nachdem ich gestern abend schon beobachten konnte, dass die Wurdemannis ganz aufgeregt auf den Steinen hin und her rennen, scheinen sie während der Nacht ganze Arbeit geleistet zu haben und haben alle (mindestens ein Dutzend) Glasrosen vertilgt. Damit scheine ich, wenn man so bei Aquarianern in den Foren liest, echtes Glück gehabt zu haben. Davon träumen andere wohl nur. Wow! Und von wegen scheu, die Wurdemannis sind Tag und Nacht im Becken unterwegs und erfreuen sich auch daran, wenn man mit den Händen im Becken hantiert. Sofort sind beide Garnelen da, setzen sich auf die Finger und fangen an, die Hand zu putzen. Echt witzig.

An dieser Stelle, nach der ersten Woche also, erst einmal vielen Dank an Steffen für die vielfältige und geduldige Hilfe und natürlich auch für die Ableger!

Warum eigentlich und dann gleich ein Meerwasserbecken? ;-)

Tja, gute Frage. Vielleicht, weil ich gerne tauche und mich spätestens seit meinem ersten Tauchurlaub in Ägypten im September 2002 das vielfältige Riffleben fasziniert (noch toller ist nur ein “gscheites Wrack” ;-) ). Den Ausschlag gab sicherlich auch das Jahr, in dem ich bei den Besuchen bei Steffen immer fasziniert in sein Meerwasseraquarium gegafft habe. Auch Giovanna war genau so sehr von Steffens Aquarium und natürlich vor allem von den beiden Clownsfischen und ihrer Kupferanemone begeistert.

Was lag also näher, als Steffen sein altes Aquarium abzuschwätzen, als er sich durch seinen Umzug aquarienmässig auf ein 450 Liter Becken vergrößert hatte? Wir haben so bis auf einige Kleinigkeiten ein Komplettsystem erhalten, mit dem wir direkt starten konnten. Bleibt nur zu hoffen, dass Steffen nicht irgendwann auf die vielen Anfängerfragen genervt reagiert. ;-)

Das 150 Liter Becken passt perfekt in eine Ecke im Wohnzimmer als hätte es Steffen letztes Jahr schon für uns angeschafft. Ausserdem erscheint mir diese Beckengröße von den Kosten (Strom, Wasser, Leuchtmittel etc pp) und auch dem Zeitaufwand für vertretbar. Der Aufwand steigt mit der Beckengröße, das sehe ich ja an Steffens neuem Becken. Klaro, je größer das Becken ist, desto geiler ist es, auch weil man auch ganz andere Tiere wie beispielsweise Doktorfische einsetzen kann – ein kleines Becken hat aber sicherlich auch seine Reize.

Ein Süßwasserbecken halte ich im Übrigen nicht unbedingt für einfacher und billiger (vom Anschaffungspreis des Besatzes mal abgesehen). Eventuell ist der Zeitaufwand sogar größer. Ausserden halte ich Süßwasserbecken für langweilig. ;-)

Und los geht’s…

Dann will ich doch 1 1/2 Wochen nach der Inbetriebnahme des Meerwasseraquariums nun mal an die ersten Beiträge im entsprechenden Blog machen.

Eigentlich wollte ich keinen Blog machen, aber verschiedene Leute haben mich richtiggehend dazu gedrängt. Da will man ja nicht “nein” sagen. ;-) Ausserdem glaube ich, dass dieser Blog einigen anderen Anfängern einiges an Hilfestellung bieten kann. Je mehr Seiten zum Thema, desto besser. Ich habe bei meinen Recherchen nämlich festgestellt, dass jeder Aquarianer seinen eigenen Stil hat und es keine Schulmeinung zu vielen Themen gibt. Und last but not least ist dieser Blog eine gute Möglichkeit, die Bilder des Aquariums bequem zu veröffentlichen.

Viel Spaß also,
Martin